Terra Preta – das Buch zum schwarzen Wunder

Foto: oekom verlag

Terra Preta heisst Schwarzerde und ist als alte Kulturtechnik seit Jahrtausenden in verschiedenen Gebieten bekannt – allerdings nicht in Europa und den USA. Vor einigen Jahren wurde es nun (wieder-)entdeckt und versetzt alle ökologisch Interessierten zuerst in Erstaunen und dann in Faszination und vor allem Aktion.

So beginnt sich die bisher wenig bekannte Kulturtechnik recht rasant zu verbreiten. Diese schlichte Methode kann, so unglaublich es klingt, die Lebensmittelproduktion für die gesamte Menschheit sicherstellen und den Klimawandel massiv verlangsamen.

Und das ist noch nicht alles. Was wie ein Märchen klingt, wird von vielen Wissenschaftler/innen erforscht und verbreitet. In Deutschland ist dazu das Buch Terra Preta von Ute Scheub, Haiko Pieplow und Hans-Peter Schmidt im oekom Verlag erschienen.

Ein sachliches Buch zu einer märchenhaften Methode

Die Methode der langfristigen Fruchtbarkeit des Bodens wird sachlich und trotzdem kurzweilig von Ute Scheub beschrieben. Das Buch gibt einen sehr guten Einblick und Überblick. Und auch eine weitere differenzierte Betrachtung wird nicht vernachlässigt. Es beginnt bei der Geschichte und Verbreitung der Methode und führt bis hin zu verschiedenen Wirkungsweisen und Anwendungsvarianten.

Neben der ausführlichen und verständlich formulierten Theorie gibt es einen ausführlichen praktischen Teil. Sachautorin Ute Scheub, die unter anderem Spezialistin für ökologische Themen ist, hat das Buch gemeinsam mit Haiko Pieplow und Hans-Peter Schmidt geschrieben.

Haiko Pieplow ist Wissenschaftler und ihm gelang 2005 die Wiederentdeckung der Terra-Preta-Rezeptur. Er arbeitet im Bundesumweltministerium und lebt im eigenen Bio-Haus abwasserlos mit Terra Preta und Solarenergie.

Hans-Peter Schmidt ist Forschungsleiter des Delinat-Instituts für Ökologie und Klimafarming, zudem Herausgeber des Ithaka-Journals. Er ist einer der Vordenker der neuen Terra-Preta-Bewegung und hat den ersten Weinberg mit Terra Preta angelegt.

Durch die Zusammenarbeit der drei Autor*innen entstand ein Sachbuch, das differenziert und auf wissenschaftlicher Basis erklärt und trotzdem leicht verständlich ist. Praktisch Interessierte können auch direkt zum zweiten Teil wechseln – den theoretischen Teil zu lesen ist dafür nicht zwingend notwendig.

Das Buch ist sowohl in Inhalt und Form überaus gelungen und hat nicht zuletzt wegen des innovativen Themas den Sonderpreis der Jury beim Deutschen Gartenbuchpreis erhalten.

Terra Preta ist die Quadratur des Kreises. Tatsächlich.

Die Qualitäten und das Potential von Terra Preta klingen wie ein Märchen, wie ein Mythos, wie Sciene Fiction. Dennoch ist es Realität und hat schon viele Jahrtausende bewiesen, dass es allerbestens funktioniert. Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt lernen die Methode kennen und schätzen. Wenn es noch mehr werden, kann Terra Preta tatsächlich helfen, die Welt zu retten.

Vielleicht werden auch Sie am Ende dieses Artikels von Terra Preta begeistert sein – so sehr, dass auch Sie mitmachen beim Klimagärtnern.

Terra Preta gibt es in verschiedenen Kulturen

Terra Preta kam und kommt in unterschiedlichen Kulturen überall auf der Welt vor: in Südamerika (als Terra Preta do Indio im Amazonasgebiet) aber auch in China, Japan, Indien und Korea.

Vor einigen Jahren rückte die (vergangene) Terra Preta Kultur aus Amazonien ins Blickfeld verschiedener Forscher. Daneben gibt es auch Terra Preta Techniken in anderen Ländern wie Japan, die bis heute lebendig sind und gepflegt werden. In asiatischen Ländern hat die Fermentierung eine besonders starke Tradition. Aber auch in Europa ist sie seit langem bekannt, beispielsweise in Deutschland als hochwertige Konservierungsmethode für Kohl: Sauerkraut.

Fermentierung erhöht Qualität

Bei der Fermentierung werden organische Stoffe umgewandelt, stabilisiert und konserviert. Zusätzlich wird in erheblichem Maße ihr Nährstoffgehalt verbessert. Durch die Fermentierung der Milchsäuregärung, die sowohl bei Herstellung von Terra Preta als auch bei Sauerkraut genutzt wird, entstehen wertvolle Vitamine, Enzyme, Aminosäuren und Antioxidantien (Fänger von freien Radikalen). Neben Menschen können auch Bodentiere Fermentiertes leichter verdauen.

Terra Preta: dauerhafte Kohlenstoffspeicherung und Vermeidung von Treibhausgasen

Jede Pflanze nimmt Sonnenenergie und Kohlendioxid auf, um zu wachsen und gibt bei ihrem Absterben wieder Kohlendioxid ab. Wird die Pflanze aber mittels Pyrolyse verkohlt, verwandelt sich ein Viertel bis die Hälfte des Kohlenstoffs nicht in das Treibhausgas Kohlendioxid, sondern in Pflanzenkohle, die schwer abbaubar ist und somit eine langfristig stabile Verbindung. Sie wird zu Humus und nützt so dem Boden, dem Menschen und dem Klima.

Durch Terra Preta werden weitere Treibhausgase eingespart. Die Fermentierung der organischen Abfälle sorgt dafür, dass es keine Fäulnis gibt. So werden auch deren Produkte wie Methan und Lachgas, die zu den Treibhausgasen gehören, nicht freigesetzt.

Terra Preta kann helfen, die Klimakatastrophe aufzuhalten

Menschen in Deutschland, der Schweiz und in Österreich heizen mit durchschnittlich zehn Tonnen Kohlendioxid pro Person jährlich die Atmosphäre auf. Deutschlands Agrarindustrie bewirtschaftet knapp zwölf Millionen Hektar Land. Wenn alle auf Terra Preta umstellen würden, könnten sie circa zehn Milliarden Tonnen CO2 im Boden speichern – das ist das Zehnfache des jährlichen CO2-Ausstoßes in Deutschland.

Würde auch in allen Kleingärten, von denen es ungefähr eine Million in deutschen Städten gibt, das Terra-Preta-Prinzip umgesetzt und damit Kohlendioxid im Boden gebunden, könnten die negativen Auswirkungen des Klimawandels für viele Jahre aufgefangen werden. Würde weltweit die Terra Preta Methode in der Landwirtschaft und in Gärten umgesetzt, ließe sich damit eine Zeitspanne von 15 – 30 Jahren beim Kampf gegen den Klimawandel gewinnen.

Die Folgen von klimaschädlichen Auswirkungen sind komplexer als es sich hier in der vereinfachten Kohlendioxidrechnung darstellen lässt. Trotzdem könnte Terra Preta als Klimagärtnern eine massive Hilfe in Bezug auf Zivilisationsschäden und Klimawandel bieten.

Weitere positive Effekte hat der Anbau in Kleingärten, weil solche Lebensmittel weder chemisch gedüngt werden müssen noch energieaufwendig verpackt, transportiert und konserviert. So wird weitere Energie und damit die Freisetzung von weiterem Kohlendioxid gespart.

Klimagärtnern hilft Welt, Stadt und Land

Klimagärtnern hat jenseits der Kohlendioxidbindung noch weitere Vorteile. Die Pflanzen sorgen besonders in der Stadt bei heissen Sommern für Kühlung, sie binden Feinstaub und andere Schadstoffe in Blättern und können Schadstoffe absorbieren, filtern und abbauen.

Durch mehr Grün und Gärten kann die Artenvielfalt in Stadt und Land wieder zunehmen. Und last but not least sorgt die Freude, oftmals die gemeinsame Freude am Gärtnern für viele positive Effekte: die Menschen kommen wieder in Kontakt mit der Natur, mit sich selbst, mit anderen. Gärtnern wird nicht zuletzt in Therapiekonzepten erfolgreich eingesetzt und macht viele Menschen einfach glücklich.

Terra Preta spart Bewässerung

Am Beispiel des Weinberges Mythopia im Schweizer Wallis, das seit 2008 mit Pflanzenkohle (wie bei Terra Preta) den Boden verbessert, zeigt sich, dass der Boden wesentlich länger das Wasser halten kann als bei konventioneller Bewirtschaftung. In heissen Sommern laufen an den benachbarten Weinhängen ständig die Sprenkler, während am Weinberg von Mythopia auch ohne zusätzliche Bewässerung der Boden noch feucht genug ist.

Terra Preta ist Vergangenheit und Zukunft

Terra Preta hat so viele Vorteile, dass es fast nicht zu glauben ist. Und dabei ist die Umsetzung so einfach. Immer mehr Betriebe setzen es um: hier in Deutschland und weltweit. Und vor allem: jede und jeder kann es einfach zuhause machen: am besten im Garten und auf dem Balkon, ganz Begeisterte machen es einfach in ihrer Wohnung. Auch das funktioniert.

Mehr zu Geschichte, Wissenschaft, den vielen Faktoren von Terra Preta und vor allem der praktischen Umsetzung finden Sie im bisher einzigen Terra Preta Buch auf dem deutschsprachigen Markt: Terra Preta von Ute Scheub, Haiko Pieplow und Hans-Peter Schmidt, erschienen 2013 im oekom Verlag für 19,95 Euro.

Mehr Information zu Terra Preta und Klimagärtnern

Terra Preta von Ute Scheub, Haiko Pieplow und Hans-Peter Schmidt, erschienen 2013 im oekom Verlag für 19,95 Euro

Weinberges Mythopia

Terra-Preta-Material kaufen zum Selbermachen (DIY)

Triaterra – Alles zur Terra Preta Herstellung

Teile deine Gedanken