Die Entscheidungsfindung oder Innere Demokratie

Wenn wir uns entscheiden, in kleinen („Schoko- oder Vanillepudding?“) und großen („Arbeitsplatz kündigen?“ „Beziehung beenden?“) Angelegenheiten, stellt sich die Frage: wer ist das, die oder der sich da entscheidet? Dieses Ringen um eine Antwort und Zweifeln an der Richtigkeit der eigenen Entscheidung zeigt, dass an der Entscheidungsfindung mehrere Teile beteiligt sind, die sich nicht immer einig sind in bezug auf die Antwort. Wer oder was sind diese Teile?

Auf den ersten Blick ist es ein Wust von Stimmen, die durcheinander rufen: „Ja, ich will den Schokopudding!“ — „Nein, ich will den Vanillepudding!“ Oder wir hören Stimmen, die sagen: „Der Schokopudding hat mehr Kalorien, das ist nicht gut!“ — „Der Vanillepudding ist öde, ich will ich ihn nicht!“ — „Was denkt X von mir, wenn ich mich für den Schokopudding entscheide, wo ich doch gestern …!?“ Irgendwann fällt die Entscheidung – bewusst oder unbewusst wird eine Priorität gesetzt, oder mehrere.

Wer fragt und setzt die Prioritäten und wen fragt sie/er? Wer fragt, ist eine Instanz, die dann die jeweiligen Antworten bewertet und so zur Entscheidung kommt.
Wer ist diese Instanz und wen fragt sie? Wer sind diese Stimmen? Nach was bewertet und entscheidet sie? Ich möchte zur Veranschaulichung das Bild einer innere Demokratie einführen, eines Parlamentes, Ihres Parlamentes, in dem viele Stimmen, manchmal mehrere, meistens Dutzende oder ein andermal um die Hundert sich zu Wort melden.
Wenn wir versuchen uns zu entscheiden, melden sich diese „Parlamentsmitglieder“ und rufen ihre Argumente in den Raum. Bei der Entscheidungsfindung halten sie ihre Stimmzettel hoch: „Ja“, „Nein“ oder „Enthaltung“. Oder sie sind nicht anwesend.
das innere Parlament der Entscheidungsfindung
Wir versuchen oft zu einer Entscheidung zu gelangen, indem unser Verstand uns hilft, die Stimmen auszählen und dabei die Argumente zu werten. Das scheint die Sache zu klären. Wir kommen zu einem Ergebnis, denken, wir hätten eine differenzierte sachliche vernünftige Entscheidung getroffen. Und deshalb eine richtige.

Und dennoch. Oftmals oder auch nur manchmal nach solch einer Abstimmung beschleichen uns Zweifel. Wir halten uns an unserem vernünftigen Mehrheitsbeschluss fest, denn das Leben ist komplex und wir haben unser Bestes getan, um alles zu berücksichtigen. Und das ist doch der Entschluss, der unserem Willen, unserem Selbst am nächsten kommt. Denken wir. Also ist doch alles gut. Sagen wir uns. Aber es fühlt sich nicht so an.

Was bedeutet das? Nur zu sagen, dass dieser Zweifel unsere Intuition ist, hilft nur bedingt weiter. Die weiterführende Frage ist: Wer sind die Abgeordneten? Wer stimmt ab? Und wer hat welche Gründe, um für das eine oder andere Argument zu stimmen? Dahinter steht natürlich, da wir selbst unser eigenes Parlament sind: Was habe ich mir zu dem Thema noch zu sagen? Was habe ich verdrängt und kann es nur teilweise sehen? Was möchte ich mir sagen? Was ist das ganze Bild, mein inneres Bild zu diesem Thema?

Die Antwort liegt in der genauen Betrachtung, dem genauen Zuhören. Wer sind die einzelnen Abgeordneten, die abstimmen? Was sagen sie genau? Was ist ihre Motivation?
Um das herauszufinden, können wir uns die einzelnen Vertreter ansehen. Das führt dazu, ins Detail zu gehen und erst einmal den Überblick aus den Augen zu verlieren.

Beim ersten Betrachten sieht es aus, als könnten wir nur zwischen Anhängern von Geist (Verstand, Denken) und Seele (Gefühl) unterscheiden. Wenn wir noch genauer hinsehen, noch mehr uns einlassen, können wir genauer sehen: beispielsweise eine vermeintliche Verstandesperson: wir sehen, dass sich hinter ihren Vernunftargumenten eine weitere Schicht befindet: Angst. Die Vernunft war nur eine Fassade, um die Angst der Person zu schützen. Und die Abstimmung im Sinne der versteckten Angst zu gewinnen: wer kann schon was gegen einen (scheinbar) vernünftigen Grund sagen?

Parlamentsmitglied "Angst" der inneren Demokratie

Ein anderes Parlamentsmitglied, das wir auf den ersten Blick zur Gruppe Seele gesteckt hatten, ist auch eine Blockadenperson wie die Angst, aber mit einem anderen Gefühl aus traumatischer Erfahrung, mit Ohnmacht. Wieder eine andere vermeintliche Gefühlsperson ist Trägerin der Intuition, sie hat das Gefühl von positiver Kraft und Vorwärtsgehen.

Vielleicht denken Sie nun, dass das uferlos sei und nirgendwohin führt? Tatsächlich ist, wie gesagt, erst einmal der Überblick weg und im Detail häuft sich der Berg der unerledigten Arbeit, der verdrängten Blockaden und auch der verdrängten Intuition. Manchmal mehr, manchmal weniger. Das hängt ab von der Person oder auch der jeweiligen Situation.

Im ersten Schritt können wir unsere Entscheidung aber schon etwas besser treffen: wir können die Gruppen differenzierter sehen: die Gruppe der Blockadenträgerinnen und –träger, die Gruppe der Verstandespersonen und die Gruppe der Vertreterinnen und Vertreter der Intuition. Und wir können, wenn unser Bewusstsein das will, zum Beispiel der letzten Gruppe den Vorzug geben, auch wenn sie nur 5% der Abgeordneten stellt. Oder lieber verstandesgemäß entscheiden, wenn das Bewusstsein dem Verstand den Vorzug geben möchte. Oder ganz anders. Einer Blockade folgen. Oder weiter verdängen und aussitzen. Oder oder …

Wenn sie aber zum Grunde ihrer Beweggründe vordringen wollen und damit zu einer klaren Entscheidung, die alle Parlamentsmitglieder, alle Beweggründe einbezieht, dann sind Sie nun näher dran. So haben Sie die Chance, die Blockaden aufzulösen und sich für das zu entscheiden, was Sie wirklich wollen. Oder zuminest so nah dran zu sein, wie im Moment möglich.

Im zweiten Schritt sehen Sie sich noch genauer an: Schicht um Schicht, die bei den Blockadenvertretern auftaucht, bis der Kern des Problems auftaucht, bis die letzte Schicht gesehen ist. Ist sie gesehen und gelöst, kommen wir zu dem, was wirklich ist.
Und plötzlich brauchen wir keine Abstimmung mehr. Die Entscheidung zu diesem Thema für diesen Moment ist klar, dem ganzen System als ganzem Menschen. Wir sind nicht mehr getrennt, wir sind in diesem Moment eins mit uns. Und wissen deshalb genau, was wir wollen.

Dieser zweite Schritt ist ein langfristiger Prozess, immer wieder neu hinzusehen und aufzulösen. Dadurch gestaltet sich das Parlament Stück für Stück so um, dass Sie sich Ihren Vorstellungen entsprechend beraten und unterstützt fühlen.
Immer mehr Blockadenvertreter verschwinden und ihr Parlament wird aufgefüllt mit Vertretern von Intuition, Aufmerksamkeit , klarem Geist und Mitgefühl. So werden Entscheidungen getroffen, die Sie in Ihrem Leben in der Art unterstützen, wie Sie es haben wollen. Selbstbestimmt. Und so können Probleme gelöst, innere Verletzungen geheilt werden. Sie lösen so die Probleme selbst, heilen sich selbst.

Hilfestellung bei der Entdeckung der Parlamentsmitglieder kann zum Beispiel die Methode der Familienaufstellung sein, aber auch Offene Wahrnehmung, die Arbeit mit dem Inneren Kind, Meditation und andere.

Mehr Information und Beratung dazu finden Sie unter www.andrea-hofmann.de

Raum für Innere Arbeit in Berlin Mitte, Prenzlauer Berg, Kreuzberg / Friedrichshain und Treptow / Neukölln

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