Systemische Aufstellung: das Haus – Architektur und Städtebau

Die meisten kennen die Methode unter dem Begriff Familienaufstellung oder Familienstellen. Aber eigentlich geht es um systemische Zusammenhänge, die weit über den Familienkontext hinausgehen können. Deshalb ist der Name Systemische Aufstellung passender. Im Prinzip kann alles aufgestellt werden: Familien, berufliches Umfeld, Krankheiten, Probleme und … Häuser. So gab es vor kurzem hier in Berlin einen Workshop von Andrea Hofmann zur Aufstellung eines Gebäudes im Rahmen der Ausstellung „A House of One´s Own“ von Susanne Bürner.

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Copyright: Susanne Bürner

Aufstellung in der Ausstellung

Das Gebäude, das im Zentrum steht, ist die Linienstrasse 40: ein modernes Sichtbetongebäude in Berlin zwischen Linienstrasse und Torstrasse. Die Künstlerin möchte einen anderen Zugang zur Architekturvermittlung wählen als die gängige Architekturführung mit Erklärungen von Raumfolgen, Architekturgeschichte und Kontext. Sie wählt die systemische Aufstellung, mit der Menschen sich selbst als Gebäude oder Gebäudeteil spüren können, oder auch als Platz, Strasse oder wie hier im Workshop: als Laterne.

Selbst wahrnehmen – als Haus, Strasse oder Platz

Der Workshop erfolgte ausschliesslich auf persönliche Einladung, um die Zahl der Teilnehmenden zu begrenzen und so eine konzentrierte Erfahrung zu ermöglichen. Mit der hohen Fluktuation einer Ausstellung wäre dies so nicht möglich gewesen. Die circa 20 Anwesenden hatten zum größten Teil noch nie an einer systemischen Aufstellung teilgenommen. Workshopleiterin Andrea Hofmann, die seit über zehn Jahren systemische Aufstellungen leitet, begann mit einer kurzen Einleitung zum Thema Aufstellung. Sie lud die Anwesenden ein, einfach ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Ohne eigenes Erleben ist das Stellvertreter-Phänomen, auf dem die Aufstellung basiert, nur schwer vorstellbar.

Auf dem Boden waren mit Klebeband die städtebauliche Situation markiert: das Gebäude selbst, aber auch die angrenzenden Strassen, umgebende Gebäude bis hin zum Rosa-Luxemburg-Platz und zum Odeon-Kino waren sichtbar. Alle Teilnehmenden waren interessiert, an der Aufstellung direkt teilzunehmen und verteilten sich auf Gebäude, Strassen und Plätze.

Aus der Perspektive des Gebäudes wahrnehmen: Situation, Materialien, Funktion

Im Laufe der Aufstellung spürten und kommunizierten die Aufgestellten ihre Wahrnehmung zu Gebäude und angrenzenden Häusern, Strassen und Plätzen. Nach einer Pause wechselten die Teilnehmenden die Plätze und damit die Perspektive.

Über die bisherigen städtebauliche Beziehungen hinaus wurden nun neue Situationen getestet: wie fühlt sich das Haus L 40, wenn es nicht aus Beton, sondern aus Holz oder Glas gebaut ist? Und wie fühlen sich die umgebenden Gebäude und Strassen mit dieser Veränderung? Es gab sehr interessante veränderte Bezüge. So sagte die Stellvertreterin für die Rosa-Luxemburg-Strasse, dass sie sich mit dem L 40 in Holzkonstruktion wesentlich wohler fühle als in der Beton- und in der Glasvariante. Dies wurde auch von der Stellvertreterin der Torstrasse ähnlich wahrgenommen.

In der dritten Variante wurden verschiedene Nutzungen für das Gebäude und seine Auswirkungen aufgestellt. Im Moment dient das Gebäude fast ausschließlich dem Wohnen, abgesehen von manchen Menschen, die auch in ihren Wohnungen arbeiten und dem Verein zur Förderung von Kunst und Kultur am Rosa-Luxemburg-Platz e.V., der dort seinen Sitz hat und unter dessen Obhut die Aufstellung stattfand.

Die neue Perspektive nach der Systemischen Aufstellung

Nach dem Workshop gab es noch angeregten Austausch unter den Teilnehmenden, mit Künstlerin Susanne Bürner, Aufstellerin Andrea Hofmann und Susanne Prinz vom Verein und Susanne Fichtner von The Office, ebenfalls eine der Organisatorinnen der Veranstaltung. Die Fragen und Kommentare gingen um Aufstellung, Ausstellung, Gebäudenutzung, Wirkungen von Materialien, Kunst, Architektur, Wahrnehmung und mehr. Alle waren angeregt von der Erfahrung, den vielfältigen Möglichkeiten von Systemischer Aufstellung. Besonders beeindruckend war für die Teilnemenden die jeweils spezifische und nicht – wie vorher befürchtet – willkürliche oder beliebige individuelle Wahrnehmung zu Häusern, Strassen, Plätzen und ihrer Umgebung.

Mehr Information zu Andrea Hofmann, Systemischer Aufstellung und mehr

Mehr Information zu Susanne Bürner „A House of One´s Own“

Mehr Information zum Verein zur Förderung von Kunst und Kultur am Rosa-Luxemburg-Platz e.V.: Ausstellungen, Veranstaltungen und mehr

Mehr Informationen zu The Office: Ausstellungen, Veranstaltungen und mehr

Mehr Information zum Gebäude Linienstrasse 40, Berlin


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