Inneres Kind und innere Eltern – die etwas andere Grenzerfahrung

Im Zusammenhang mit der therapeutischen Methode Inneres Kind geht es in den meisten Fällen zunächst um den Mangel an Zuwendung und Liebe, den eine Person in ihrer Kindheit erfahren hat. Mit der Inneren-Kind-Arbeit kann sie in verschiedenen Situationen oder auch für längere Phasen der Kindheit in der Rückschau unangenehme Erlebnisse verarbeiten, indem sie nun sich selbst – meist in Begleitung einer betreuenden Person – die liebevolle Zuwendung, das Verständnis und die Unterstützung zukommen lässt, die sie damals gebraucht hätte, aber nicht durch ihre leiblichen oder/und sozialen Eltern erfahren hat.

Zu enge und zu viele Grenzen in der Kindheit
Was in der Innere-Kind-Arbeit aber oft nicht auftaucht, sind die Grenzen, die in der Kindheit durch die Eltern zu wenig oder nicht gesetzt wurden. Das Grenzthema kommt meist nur zur Sprache im Sinne der Unterdrückung, das heisst, dass die Grenzen damals zu eng und rigide gesteckt wurden, dass es zuviele künstliche Grenzen gab und das Kind daran gelitten hat. Aber wenn diese zu engen Grenzen aufgelöst sind, heisst das nicht automatisch, dass nun die eigenen Grenzen plötzlich richtig funktionieren. Denn die eigentliche Grenzsuche, die Erkundung und das Erfahren der eigenen Grenzen und auch der Grenzen der anderen konnte nie in einem offenen im weitesten Sinne gewaltfreien Rahmen stattfinden.

Die echten eigenen Grenzen suchen
Diese Grenzsuche steht immer noch aus. Nach dem gefühlten Erkennen, dass die damaligen Grenzen zu eng gesteckt und vor allem in den meisten Fällen fremdbestimmt und aufoktroiert waren, beginnt nun die Grenzsuche des Kindes, des Inneren Kindes im Alter des oder der Erwachsenen neu.

Bei dieser Grenzsuche braucht die Person eine Begleitung. Besser noch: sie braucht mindestens zwei Begleitungen: ihr eigenes inneres Kind, das sich nun endlich befreit von den alten Zwängen auf die Suche macht. Aber auch die inneren Eltern, die dieses Kind auf einer neuen und gesunden Suche begleiten. Diese inneren Eltern ist die Person selbst. Es ist nicht das Bild der eigenen Eltern in ihr.

Es ist sie selbst als Elternteile, als Mutter und Vater. Aber aufgrund der Prägung vermischen sich diese Elternbilder: teilweise ist die Person tatsächlich sie selbst, mit ihren eigenen Überzeugungen, die bewusst und unbewusst übereinstimmen und von ihr befürwortet werden. In diesen Überzeugungen kann sie liebevoll mit sich selbst umgehen.

Gleichzeitig ist sie selbst als eigene Mutter und eigener Vater – ob für sich selbst als Kind oder für andere Kinder im Außen – auch noch immer geprägt durch ihre eigenen Eltern. Durch die Eltern, die sie nicht unterstützt haben, die ihr weh getan haben, die sie nicht in ihrem Wesen unterstützt haben, die sie nicht selbst die Grenzen finden ließen.

Die eigenen liebevollen inneren Eltern werden
Nun besteht die Arbeit für die Person darin, zu ihrem eigenen gesunden Elternbild zu kommen und die Prägung durch ihre Eltern, die ungesunde Prägung, zu erkennen und aufzulösen. Gleichzeitig ist sie das Kind, das die Eltern braucht und das vor allem keinen erneuten Missbrauch in irgendeiner Beziehung brauchen kann.

So geht der Weg relativ holprig mit Sondierungen zu beide Seiten, zum eigenen inneren Kind, zu den eigenen inneren Eltern. Wie fühlt sich was an, wie richtig, wie stimmig fühlt sich was an und was nicht. Und was ist die Prägung und was ist die wirkliche echte Wahrnehmung?

Die eigenen Grenzen finden
Wenn nun nach einigen Schritten es dem inneren Kind immer besser geht, es immer mehr Liebe hat und die falschen Grenzen gelöst sind, kommt es zu den Grenzen, die tatsächlich seine sind. Und das ist wieder schmerzhaft. Es muss akzeptieren, dass es Grenzen gibt, die nicht da sind, weil die Eltern sie willkürlich und fälschlicherweise gesetzt haben, sondern die die Grenzen des Lebens sind. Es ist nicht alles möglich. Das Leben ist kein Hollywoodfilm und es gibt kein garantiertes Happy-End. Sondern es gibt Grenzen der Handlungen, der Emotionen und der Energie. Grenzen der körperlichen, der seelischen und der geistigen Belastbarkeit. Es gibt Grenzen, die da sind, wo die Bedürfnisse anderer wichtiger sind als die eigenen. Es gibt viele Grenzen. Vor allem gibt es Grenzen des Menschseins. Davon können wir uns als Menschen nicht lösen.

Die Gefühle der Grenzfindungen
Und das, was das Kind in der Kindheit macht, an diesen Grenzen zu rütteln und sie nicht akzeptieren zu wollen, von den Eltern verlangen, diese Grenzen zu dehnen und ausser Kraft zu setzen, diese Gefühle spielen sich nun in der erwachsenen Person ab, die als inneres Kind ihre Grenzen sucht und findet.

An diesem Punkt ist sie nun gefordert, ihrem inneren Kind die Grenzen aufzuzeigen. Die echten Grenzen, die wichtig und richtig sind. Die Grenzen eines Lebens in solzialer Gemeinschaft, in unserem besschränkten Körper, in Raum und Zeit, im Zusammenspiel mit unserer Umwelt und mit der Endlichkeit und Beschränktheit des Lebens. Diese Grenzen muss die Person als innere Eltern gegenüber ihrem inneren Kind verteidigen. Zum besten ihres Kindes, auch wenn sich das Kind dies in dem Moment anders wünscht. Es ist wichtig, den ganzen Schmerz, die ganze Wut über die Beschränkungen des Lebens, die dem kleinen Ego nicht gefallen, zu fühlen und zuzulassen. Es ist wichtig, dass das innere KInd nun eine mUtter, einen Vater hat, die und der konsequent sind, aber gleichzeitig liebevoll und unterstützend. Die das innere Kind so annehmen, wie es ist: voller Schmerz, voller Wut, voller Ablehnung, voller Trauer. Die inneren Eltern wahren die Grenzen und wahren gleichzeitig die Integrität des Kindes. Sie geben ihm alle Liebe und allen Raum, den es für die Verarbeitung der Grenzfindung braucht, für diesen mühsamen Prozess.

Die Grenzen setzen heisst den Raum finden, sich selbst finden
In dieser Kombination liegt die wahre Kraft der inneren-Kind-Arbeit, die eben genauso die innere-Eltern-Arbeit ist. So kann die Person gleichzeitig das Verständnis für sich finden, das Erwachsenwerden der Verantwortung und das Zulassen von Menschlichkeit und Gefühlen. Das Finden der Grenzen bedeutet dann auch das Finden der eigenen Identität jenseits der ursprünglichen oft unglücklich- und krankmachenden Erfahrung und Prägung in der Kindheit. So kann die Person mit dem integrierten inneren Kind und ihren eigenen integrierten Elternteilen eine erwachsene Person werden, die Verantwortung übernehmen kann, weil sie ihre Grenzen kennt und immer neu ausloten kann, weil sie ebenso zu ihren Gefühlen und ihrer Menschlichkeit stehen kann. Darin liegt ihre Kraft.

Die Beschränkung ist die Basis zur Verwirklichung der eigenen Möglichkeiten
Die Person, die ihre eigenen Grenzen gefunden hat und immer wieder neu findet, durch die Anteile des inneren Kindes und der inneren Eltern, findet sich dadurch selbst. Sie ist kein unbegrenztes Wesen, dem diffus alle Möglichkeiten offen stehen. Si eist begrenzt. Aber in dieser Begrenzung lässt sich alles erkennen, lassen sich alle Möglichkeiten erkennen, die in der Person stecken und die sie teilweise bereits verwirklicht hat. Dies ist ihre Identität. Die Begrenzung schafft die Definition, das Finden des Selbst. Und diesem Selbst steht die ganze Verwirklichung seines Potentials offen in Austausch mit der Welt.

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1 Kommentar

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28. März 2016 um 15:52

Vielen Dank für diesen Artikel.
Auch wenn ich selbst und mit Ratsuchenden schon seit Jahren mit dem Inneren Kind umgehe, so ist er mir heute, in einer aktuell schwierigen Situation, eine tröstende, ermutigende und weiterführende Unterstützung.

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