Milchkonsum. Und Eisenmangel. Und Magensiummangel. Und wie das mit dem richtigen Timing gelöst werden kann.

Der Arzt/die Ärztin fragt bei Eisenmangel: Gibt es irgendwelche Blutungsquellen? Bei Frauen in den fruchtbaren Jahren scheint wegen der Menstruation schon alles gesagt. Und dann gibt es Nahrungsergänzung, das heisst Eisentabletten oder in hartnäckigen Fällen und Unverträglichkeiten Eiseninfusionen. Mehr oder weniger fortlaufend. Oder die Mädchen und Frauen nehmen Kräuterblut und anderes natürliches Ergänzendes.

Bei Wadenkrämpfen denken die meisten an Überanstrengung oder vielleicht Mangelernährung. Ist beides nicht der Fall, fällt den MedizinerInnen meist nichts weiter ein und damit ist der Fall aus ärztlicher Sicht abgeschlossen.

Auch wenn beide Fälle scheinbar zusammenhangslos nebeneinanderstehen, so können sie die gleiche Ursache haben: Milchkonsum (auch: Milchproduktekonsum). Denn Milch hemmt die Eisenresorption und das Kalzium in der Milch hemmt die Magnesiumresorption, so dass einmal ein Eisenmangel und gleichzeitig ein Magnesiummangel bestehen kann.

Es gibt viele Sichtweisen und Meinungen zur Milch. Es gibt beispielsweise die These, dass Milch (ob Kuhmilch, Ziegenmilch, Schafsmilch oder andere) nicht für Menschen geeignet sei, da es natürlicherweise nur Babies sind, die Milch zu sich nehmen, weil sie andere Nahrung noch nicht zu sich nehmen können.

Das ist vielleicht richtig, es ist sogar wahrscheinlich richtig, da es meines Wissens kein anderes Lebewesen gibt, das die Milch einer anderen Art trinkt. Aber ich kenne auch kein Lebewesen, das Filme über andere dreht und sich diese auf dem Bildschirm ansieht. Oder Bücher schreibt und druckt und liest. Trotzdem sehe ich Filme und lese Bücher.

Die Gradwanderung zwischen Natur und Zivilisation ist und bleibt schwierig. Ich persönlich bin im Moment in der Frage Milchkonsum (noch?) auf der zivilisierten Seite, ich trinke gerne Milch und esse gerne Milchprodukte. Vor allem, da ich zur Zeit direkten Zugang zu wirklich frischer und unbehandelter Milch habe. Darauf möchte ich sehr ungern verzichten.

Nach Nachdenken und Experimentieren kann ich nun behaupten, das Rätsel gelöst zu haben: kein Eisenmangel und keine Wadenkrämpfe mehr und trotzdem literweise Milch trinken. Wie geht das? Die Lösung heisst wie so oft im Leben: richtiges Timing.

In verschiedenen Quellen ist nachzulesen, dass vegetarisch lebende Menschen häufig unter Eisenmangel leiden, da die Milch die Eisenresorption hemmt. Und da sie viele Milchprodukte konsumieren, um ihren Fleischmangel auszugleichen. Ausserdem betrifft es wie gesagt, meistens Mädchen und Frauen und auch da eher die mit geringerem Gewicht. Also scheint es nicht unbedingt eine absolute Frage, sonder eine relative zu sein. Sonst würden viel mehr Menschen, auch Männer, darunter leiden.

Was bedeutet das in der Praxis? Die meisten Milch(produkte)konsumierenden essen und trinken zu jeder Mahlzeit Milch: morgens ins Müsli oder in den Kaffee, Tee oder Kakao. Dann mittags als Käse oder Sahnesauce zum Mittagessen, oder vielleicht danach noch ein Getreidemilchkaffee. Dazwischen vielleicht noch ein Joghurt, eventuell noch mehr Getränke mit Milchzusatz (Kaffee, Tee, Kakao, Shakes) über den Tag verteilt. Und abends Käse aufs Brot oder eine warme Mahlzeit mit Milchprodukten oder/und ein Getränk mit Milchzusatz. Oder zum Nachtisch ein Joghurt.

Dies bedeutet, dass bei jeder Mahlzeit sowohl das Eisen als auch das Magnesium nicht resorbiert werden können. Auch wenn das Mittagessen um 13 Uhr ohne Milchprodukte ist, aber um 15 Uhr ein Schwarztee mit Milch folgt, beeinträchtigt das die Resorption des Mittagessens. Essen braucht je nach Zusammensetzung zwischen 30 Minuten (ein Apfel) und mehreren Stunden, bis es den Magen verlassen hat. Wird in der Zeit etwas anderes gegessen oder getrunken, kommt es zur bereits vorhandenen Magenfüllung und wird zusammen weiterverdaut.

Das richtige Timing bedeutet nun in Hinblick auf den Milchkonsum, die Mahlzeiten so zu gestalten, dass der Körper aus einer mehr oder weniger großen Menge sowohl das Eisen als auch das Magnesium resobieren kann.

Dies kann beispielsweise so aussehen: morgens Obst und Milch oder Milchprodukte, dazu ein Kakao mit Milch. Und den ganzen restlichen Tag keine Milchprodukte mehr zu den anderen Mahlzeiten und ebensowenig zwischendurch. Bei vegetarischem Essverhalten kann der Eiweissbedarf kann durch Nüsse, Ölsaat und Hülsenfrüchte gedeckt werden.

So wird zwar mit dem Frühstück kein Eisen und Magnesium resorbiert, aber mit den anderen Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten kann mensch noch genügend viel resobieren, vor allem wenn auf eisenhaltige Nahrungsmittel geachtet wird. Wichtig ist bei der Eisenresorption, dass Vitamin C gleichzeitig zugeführt wird, was mit Obst und Gemüse automatisch passiert.

Besonders eisenhaltige Kräuter können einfach so mal zwischendurch geknabbert werden. Beispielsweise Melde einfach pflücken und essen. So ist das Vitamin C auch gleich mitgeliefert.

Viele Kräuter und anderes wie Melasse können einfach in die tägliche Ernährung eingebaut werden, so kann die zusätzliche Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln wegfallen. Dies ist nicht nur natürlicher, sondern auch ganzheitlicher, nachhaltiger und gleichzeitig kostengünstiger. Wer nicht so viel Gelegenheit hat, die Kräuter zu sammeln, kann sie auch in Garten oder auf dem Balkon anpflanzen.

Mit der richtigen Zeitverteilung gehen Milchkonsum und gesunder Eisen- und Magnesiumspiegel doch noch zusammen. Und alle, die lieber auf Milch verzichten möchten, steht das jederzeit natürlich frei.

Viel Spass bei der gesunden Ernährung – wieauchimmer die für die eine oder den anderen aussehen mag!

Mehr Information und Beratung zu Ernährung und weiteren Themen
Andrea Hofmann, Raum für Innere Arbeit www.andrea-hofmann.de in Berlin Neukölln, Mitte, Kreuzberg und Prenzlauer Berg

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